Geht es um den Klimawandel und um die Reduktion der globalen Emissionen, ist dabei immer von einer neuen, grüneren Mobilität die Rede. Für wiederaufladbare Akkus und Batterien (darunter auch E-Auto-Batterien) ist Kobalt aktuell noch ein viel genutzter Rohstoff, doch leider steckt hinter diesem Bodenschatz eine schmutzige und dunkle Seite. In der Demokratischen Republik Kongo, liegen über 90 % des weltweit zugänglichen Kobalt-Vorkommens, welches unter katastrophalen Bedingungen abgebaut wird.
Etwa 60 % der weltweiten Kobaltproduktion konzentrieren sich auf die südlichen Provinzen Lualaba und Haut-Katanga. Der handwerkliche Bergbau und die weit verbreitete Kinderarbeit ziehen hier internationale Aufmerksamkeit auf sich. Grundsätzlich gibt es einen „Minencode“, der klare Sicherheitsstandards vorschreibt, den Umweltschutz miteinbezieht und Kinderarbeit strikt verbietet. In industriellen Bergbaukonzernen, die von internationalen Unternehmen geführt werden, wird zumeist nach diesen internationalen Standards gearbeitet. Katastrophal sind hingegen die – oft auch illegalen – Kleinminen, die meist von bewaffneten Rebellengruppen kontrolliert werden und wo der Minencode einfach ignoriert wird.
Es sind Männer, Frauen und Kinder, die im Inneren und am Rande der großen industriellen Minen arbeiten – sie nennen sich „creuseurs“ (dt.: Grabende). Knapp zwei Drittel der kongolesischen Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze und nach einer Schätzung von Unicef arbeiten bis zu 40.000 Kinder und Jugendliche, die meisten im Alter von 13–15 Jahre, im Tagebau. Neben der körperlichen und finanziellen Ausbeutung sind vor allem Mädchen auch sexueller Gewalt ausgesetzt.
Der Kobaltabbau zieht auch ökologische und soziale Probleme nach sich. Große Landflächen werden zerstört, Menschen müssen umsiedeln und Böden, Luft und Wasser
werden verseucht. Ebenso wird Ackerland durch Gifte und Schadstoffe, die beim Abbau anfallen (z.B. Quecksilber) unfruchtbar, was die landwirtschaftlichen Erträge verschlechtert und dazu führt, dass sich Menschen anstatt durch ihre eigene Landwirtschaft bereits im angrenzenden Sambia mit Lebensmittel versorgen müssen.
Kobalt ist bei Elektro-Equipment und E-Mobilität nur schwer ersetzbar. Die Nachfrage nach E-Bikes, E-Autos und generell nachhaltigerer Mobilität steigt und demzufolge ist es wesentlich, Maßnahmen für einen sauberen Abbau sowie für eine transparente Lieferkette zu setzen. Eine EU-Verordnung sieht vor, dass ab 2027 90 % des Kobalts wieder recycelt werden soll. Dass die Welt dringend einen grünen Wandel benötigt, ist von vielen Seiten bestätigt worden. Jedoch darf dieser Wandel nicht auf Kosten des Lebens und der Umwelt der Menschen erfolgen, die bereits am wenigsten haben. Solange keine besseren Alternativen gefunden werden, bleiben die „Blutmineralien“ aus Afrika die unausgesprochene Wahrheit hinter dem grünen Wandel.