Ob Auto, Haarshampoo, Hautcreme, Tupper-Dose oder
Kopfschmerztablette – Erdöl versteckt sich in vielen Produkten und prägt damit unseren Alltag wie kaum ein anderer
Rohstoff. Wir benötigen es zum Heizen, als Antrieb sowie in
der Industrie.
Das „schwarze Gold“ und seine Derivate gelten als Hauptursache für die menschgemachte Klimakrise. Seine zunehmende Verknappung ist immer wieder Grund für politische
Konflikte (Golfkriege, Syrien, Ukraine etc.) sowie die Bedrohung von Mensch und Umwelt.
Die Straßen, welche für die Erdöl-Förderung neu gebaut werden, bieten Viehzüchtern, Holzfirmen und internationalen Konzernen erleichterten Zugang zu diesen sensiblen Ökosystemen. Dadurch wird illegalen Abholzungen sowie der Übernutzung der Gebiete Tür und Tor geöffnet.
Schneisen für den Bau von Straßen, Pipelines, Bohranlagen – die Gewinnung von Erdöl benötigt riesige Infrastrukturen, für die häufig Wälder abgeholzt oder Bohrtürme und Plattformen auf hoher See errichtet werden.
Unternehmen dringen dafür in entlegene Gebiete wie das Amazonas-Tiefland oder das Nigerdelta vor und zerstören dort die Lebensgrundlage der Bewohner:innen. Bohrlöcher oder Lecks in Pipelines führen immer wieder zum Austreten von Rohöl, wodurch Böden und Gewässer verseucht werden. Dies führt zu einer akuten Bedrohung für Pflanzen und Tiere durch teils kilometergroße Ölteppiche in Küstengebieten, auf hoher See und in sensiblen Ökosystem wie dem Amazonas. Auch Menschen, vor allem indigene Bewohner:innen der betroffenen Regionen, werden Opfer dieser vermeidbaren „Unfälle“, denn häufig gefährden diese die Nahrungsgrundlage.
Ein Großteil der Erdöl-Förderstellen Amazoniens liegt in den andinen Regionen Boliviens, Kolumbiens, Perus und Ecuadors, häufig auf indigenen Territorien. Erdöl abzubauen, kommt für viele indigene Völker (Amazoniens) einem Genozid gleich. In ihren Weltbildern repräsentiert das Erdöl die Körper ihrer Ahnen und stört damit deren Totenruhe.
Selbst nach dem Rückzug der Konzerne verbleiben die giftigen Abwässer und Ölteppiche noch jahrelang in der Natur und können nur durch den Einsatz von Chemikalien zersetzt werden. Völker wie die Taromenane und Tagaeri aus Ecuador, die
bis heute in freiwilliger Isolation leben, verlieren dadurch Zugang zu sauberen Flüssen und damit die Grundlage für ihr Überleben.
Auch die Mangrovenwälder und Sümpfe des Nigerdeltas,
einem der artenreichsten Flussdeltas unserer Erde, liegen
unter einem Ölteppich begraben.
In den letzten 10 Jahren kam es dort zu tausenden
Lecks, durch die Gewässer, Böden, Luft und Pflanzen verseucht wurde – dadurch beträgt die Lebenserwartung der
Menschen in der Region zehn Jahre weniger als im Rest
Nigerias.
Der Ausstieg aus Erdöl und Erdgas ist damit nicht nur wegen der voranschreitenden Klimakrise unbedingt notwendig. Wir brauchen ihn auch dringend, um weitere menschenrechtliche und ökologische Katastrophen zu verhindern.