Koordiniert von Klimabündnis Tirol und begleitet vom professionellen Moderationsteam von partizipation tirol fanden von Februar bis April 2023 in drei Tiroler Regionen Klimaräte statt. Ziel war die Erarbeitung von Lösungsvorschlägen für konkrete klimarelevante Fragestellungen aus der jeweiligen Region. Pro Region nahmen ca. 20 zufällig ausgewählte Bürger:innen die Einladung zum Klimarat an.
Am Ende des 3-tägigen Workshops wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert. Ambitionierte Maßnahmen liegen nun am Tisch, die in die Gemeindepolitik einfließen sollen.
Drei Tiroler Regionen hatten sich entschlossen einen Klimarat einzuberufen: Wattens und Volders, Leutasch und Reith bei Seefeld sowie die KLAR! Region Kaunergrat mit den Gemeinden Fliess, Kauns, Kaunerberg, Kaunertal, Prutz, Faggen.
Die ca. 20 Bürger:innen pro Region wurden per Zufallsauswahl auf Basis des Melderegisters eingeladen.
Das Klimabündnis Tirol koordinierte die Klimaräte im Auftrag des Landes Tirol. Die Durchführung wurde durch die unabhängige Prozessbegleitung von partizipation tirol gewährleistet.
Der Klimarat für Wattens und Volders hat vier Empfehlungen für die Politik ausgearbeitet. Zentrale Punkte sind eine Ausweitung der Begegnungszone in Wattens sowie attraktive Fuß- und Radwege zwischen den Gemeinden Wattens und Volders. Die Begegnungszone in Wattens müsse weiter optimiert werden. Die konkrete Empfehlung ist eine komplette Fußgängerzone im Bereich Kirchplatz/Swarovskistraße sowie eine Ausweitung der restlichen 20-er Zone. „Unsere Begegnungszone soll wie ein Leuchtturm über die Gemeinde hinaus strahlen“, so der Klimarat Clemens Unteregger aus Wattens.
Zentrale Punkte des Klimarats der KLAR! Region Kaunergrat war die regionale Ernährung und Bewusstseinsbildung für Kinder und Jugendliche. Konkret soll ein „Regio-Markt“ den Landwirten aus den Gemeinden helfen, ihre Produkte zu vermarkten. Auch Bürger:innen sollen überschüssiges Gemüse aus dem eigenen Garten an diesen Markt liefern können. „Es soll aber nicht einfach ein neues Geschäft werden, sondern ein Markt mit Seele, ein Ort, wo Begegnung stattfindet und regionale Produkte wertgeschätzt werden“, so eine Klimarätin.
Für den Klimarat von Reith b. Seefeld und Leutasch standen Maßnahmen zur Reduktion des Verkehrs am Seefelder Plateau und der Weg zu energieeffizienten Gemeinden im Fokus.
Die Ergebnisse aller drei Regionen sowie Informationen zum gesamten Prozess im Detail hier als Download
Der Begriff „Klimarat“ bezeichnet einen Bürger:innenrat, der sich speziell mit Fragen zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung in einer bestimmten Region beschäftigt.
Ein Bürger:innenrat macht es möglich, rasch, unkompliziert und kostengünstig „Menschen wie du und ich“ dafür zu gewinnen, sich mit lokalen und regionalen Themen zu beschäftigen und gemeinsam konstruktive Lösungen auszuarbeiten.
Es handelt sich um eine partizipative Form der Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Politik. Per Zufallsprinzip wird eine repräsentative Bevölkerungsgruppe ausgewählt (die tatsächliche Teilnahme ist immer freiwillig). Die Gruppe trifft sich innerhalb eines vorgegebenen Zeitplans und hat üblicherweise die Aufgabe, eine gemeinsame Erklärung zu einem Thema auszuarbeiten.
Dabei wird der Rat durch eine professionelle Moderation im Prozess begleitet. Das Thema wird entweder von den Teilnehmer:innen bestimmt oder es gibt vom Auftraggeber einen Vorschlag, so wie das bei den Tiroler Klimaräten der Fall war.
Die Teilnehmer:innen sprechen jedoch nur für sich selbst und erhalten keine finanzielle Gegenleistung (außer Aufwandsentschädigungen für Anreise oder Übernachtung). Es gibt keinerlei (partei-)politische Einflussnahme.
Das Ergebnis eines Bürger:innenrates wird in Form einer gemeinsamen Erklärung der Öffentlichkeit präsentiert, danach löst sich der Bürger:innen üblicherweise auf.
Im Juni 2020 wurde in Österreich das Klimavolksbegehren von fast 400.000 Menschen unterstützt. Daraufhin hat der Nationalrat im März 2021 die Bundesregierung ersucht, die Forderungen des Klimavolksbegehrens umzusetzen – dies war der Startschuss für den österreichischen Klimarat!
100 zufällig ausgewählte Bürger:innen – quer durch alle Altersschichten – folgten der Einladung zum Klimarat. Mitte 2022 wurden schließlich die Ergebnisse eines mehrmonatigen partizipativen Prozesses der Bundesregierung übergeben (insgesamt 93 Empfehlungen).
Der Großteil der zufällig ausgewählten Bürger:innen engagiert sich weiterhin im Rahmen eines eigens gegründeten Vereins für die Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Empfehlungen.