Seit der Gründung 1998 haben sich 85 Tiroler Gemeinden unserem globalen Bündnis angeschlossen. Zuletzt kamen nun Haiming und Stanz dazu. Über 60% der Tirolerinnen und Tiroler leben in einer Klimabündnis-Gemeinde.
Ein starkes Netzwerk! Noch stärker mit unseren 130 Klimabündnis-Betrieben und 60 Klimabündnis-Bildungseinrichtungen. Doch welche lokalen Maßnahmen brauchen wir gegen die globale Klimakrise im Jahr 2023? Unser Geschäftsführer, Andrä Stigger, gibt Antworten.
Ich habe das Klimabündnis immer mit globaler Gerechtigkeit verbunden und kannte damals schon die Partnerschaft zur indigenen Bevölkerung am Rio Negro in Brasilien. Der Gedanke, dass sich Gemeinden in einem Bündnis zusammenschließen, um sich gemeinsam für den Erhalt des Regenwaldes einzusetzen und gleichzeitig in Tirol im Klimaschutz was weiterbringen wollen, hat mich begeistert. Global denken – lokal handeln wird im Klimabündnis sehr konkret.
In der Politik, sowohl national als auch auf EU-Ebene, rücken Klimaschutz und Klimawandelanpassung immer mehr ins Zentrum und werden in vielen Ressorts entscheidungsleitend. Und auch unsere Mitglieder stehen immer stärker in der Verantwortung. Klimaschutz ist zur Management-Aufgabe geworden: Es gilt Ziele zu formulieren, Indikatoren zu erfüllen und diese mit Zahlen zu untermauern. Nur reden, ohne etwas zu tun, war gestern.
Klimabündnis-Gemeinden sind Vorreiterinnen im Klimaschutz. Den großen Benefit sehe ich in ihrer Vorbildwirkung. Sie geben ihr Know-how an andere Gemeinden weiter und sind dadurch eine gestaltende Kraft in Tirol und darüber hinaus. Neben der Begleitung von Gemeinden, Betrieben und Bildungseinrichtungen sehe ich unseren Beitrag noch immer ganz stark in der Bewusstseinsbildung. Wir sind gerade in einer gesellschaftlichen Transformation und wir müssen uns von einigen Gewohnheiten verabschieden. Diese Transformation zu beschleunigen und die Menschen dabei zu begleiten sehe ich als unsere Aufgabe.
Es wäre schön, wenn wir alle die Dringlichkeit des Handelns erkennen und unsere Entscheidungen danach ausrichten – das gilt für Privatpersonen wie für Politiker:innen. Auf politischer Ebene gibt es Entscheidungen, die Hoffnung geben, wie das kürzliche im EU-Parlament beschlossene Renaturierungsgesetz. Auch im öffentlichen Verkehr, beim Radfahren und in der Energiewende gibt es Fortschritte. Trotzdem scheint die eigene Verantwortung noch nicht in allen Köpfen angekommen zu sein. Weil es die Verbote nicht gibt, muss ich mich jeden Tag selbst entscheiden, ob ich mit dem Auto fahre, ob oder wieviel Fleisch ich esse, ob ich wirklich ein neues Handy brauche und vor allem: Wie kann ich politisch mitgestalten?
Ich versuche optimistisch zu bleiben, gleichzeitig merke ich aber wie sich gewohnte Sicherheiten auflösen und das macht mir manchmal Angst. Der Klimawandel ist in Europa angekommen: Berge brechen ab, Sturmschäden werden häufiger, Waldbrände in Urlaubsgebieten, Ernteausfälle – das alles muss uns dazu bewegen noch eindringlicher zu handeln, anstatt im Schockstarre zu verfallen. Ich habe ein Bild, wie Tirol ausschauen sollte. Aber ich kann nicht sagen, wie es ausschauen wird. Es wird auf alle Fälle nicht einfach.
Dankbarkeit ist eine wichtige Grundhaltung, die es im Klimaschutz braucht – sonst wird es mühsam. Ich bin dankbar, wenn wir mit unseren Gemeinden, Betrieben und Schulen Erfolgserlebnisse feiern, wenn wieder ein Schritt Richtung Klimagerechtigkeit gelungen ist. Ich bin dankbar für das Klimabündnis Team, das sich unglaublich engagiert jeden Tag für Klimaschutz und Nachhaltigkeit einsetzt. Und ich bin dankbar für meine Familie – sie ist meine Kraftquelle.